Hi, ich heiße Michael und bin Schüler auf der Mercersburg Academy in Pennsylvania. Ich gehe in die 10. Klasse, bin also ein “Sophomore”. Dies ist mein erstes Jahr in den USA.
Mein USA-Erlebnis startete mit einem Info-Abend der “ssb-Nottebohm” an meiner Schule. Rein aus Interesse haben meine Eltern und ich daran teilgenommen um etwas über amerikanische Internate (“Boarding Schools”) zu erfahren, die sich an diesem Abend vorstellten. Wir haben Schüler gehört, die von ihren tollen Erfahrungen berichteten und auch Repräsentanten von den einzelnen Schulen. Am Ende verließ ich den Raum dann mit tausend Flyern, ein paar Kugelschreibern und super Eindrücken von all diesen Schulen - natürlich mit dem Favorit “Mercersburg”. Zunächst blieb es aber mehr oder weniger ein Traum an eine dieser Boarding Schools zu gehen: Erstens weil sie doch sehr weit weg sind und ich von meinen Freunden und meiner Familie getrennt werden würde, und zweitens weil sie außerdem ziemlich viel Geld kosten und das gut überlegt sein sollte. Trotzdem kamen mir diese Schulen nicht mehr aus dem Kopf und ich hatte mir mittlerweile fest vorgenommen dorthin gehen zu wollen, so rein nach dem Motto: “Es ist doch eh nur ein Jahr!”. Nach langer Überlegung (und Überredungskunst meinerseits) waren meine Eltern dann auch einverstanden, zumindest Frau Nottebohm auf ein erstes Gespräch anzusprechen. Dieses erste Gespräch brachte dann endlich den Ball zum Rollen, und der Wunsch auf eine Boarding School zu gehen wurde erhört. Bewerbungen wurden ausgefüllt, mein Visum wurde beantragt und nach einigen langen Monaten fand ich mich im Juni auch schon auf dem ssb-Vorbereitungsseminar in Heidelberg wieder - eine Art Vorstufe zur richtigen Boarding School!
Zuallererst war ich (ich denke wie die meisten) sehr aufgeregt vor dem Seminar. So viele Fragen hatten sich bei mir aufgetan und ich platzte schon bald vor Aufregung. Das ssb-Seminar hat mir viel dieser Aufregung genommen und mich kompetent auf das nächste Schuljahr vorbereitet. Wir haben unsere Englisch-Kenntnisse aufgebessert, Allgemeinwissen der USA aufgebaut und einen Einblick in das Leben einer Boarding School bekommen, sei es in Rollenspielen, English-Sprechen mit Alumni oder beim Sport morgens. Nun fühlte ich mich endlich bereit für das Leben in den USA, und schon nach den diesmal viel zu langen Sommerferien (ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde) fand ich mich gegen Ende August auf dem großartigen Mercersburg Academy Campus wieder. Hello, new world!
Die erste Woche auf Mercersburg startete erstmal sehr entspannt. Vor Schulbeginn war eine Woche “Preseason” eingeplant. In dieser Woche gab es Führungen über den Campus und wir lernten Schüler und Lehrer kennen (Unterricht gab es noch nicht). Des Weiteren spielten wir schon aktiv in unserer ausgewählten Sportart für den Fall Term mit und außerdem wurden Trips in die umliegenden Städte angeboten, hauptsächlich aber zu “Walmart". So gab es sehr viel Zeit um sich erst einmal so richtig einzuleben, Freunde zu finden und den Campus zu erkunden. Natürlich lernten wir auch unseren neuen Roommate kennen, was für mich doch nicht ganz so glücklich gelaufen ist. Um ganz ehrlich zu sein, mein Roommate und ich kamen schon von Anfang an überhaupt nicht miteinander klar: Wir hatten einen unterschiedlichen Musikgeschmack, hatten eine andere Idee von einem sauberen Zimmer, mochten andere Zimmertemperaturen/ Helligkeiten, andere Hobbies und hatten einen anderen Schlafrhythmus. Puh! Da war es nie einfach uns beide zufrieden zu stellen und es gab leider viel Gezanke. Doch nach und nach besserte sich die Situation doch ein wenig. Wir haben versucht, Kompromisse zu schließen und es hat irgendwie auch geklappt sich dann mal nicht mehr zu stören, wenn auch nicht ganz. Viel geredet (vor allem English) oder Spaß hatten wir aber doch nie zusammen. Trotzdem fühlte ich mich in meinem Dorm sehr wohl.