Die Idee, an eine amerikanische boarding school zu gehen, entstand bei einer eigentlich nicht ganz Ernst gemeinten Internetrecherche. Vor allem interessierten mich die kalifornischen Schulen direkt am Meer... Als ich dann aber durch eine Schule auf die Seite von ssb Nottebohm verwiesen wurde, überlegte ich mir dann doch, dass mir eigentlich ein Auslandsjahr schon Spaß machen würde und vor allem eine große Chance wäre. Ich dachte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht an irgendwelche großen Organisationen. Also überredete ich meine Eltern, mit mir nach Heidelberg zu einem Info-Abend zu fahren. Dort stellten sich viele amerikanische und kanadische Schulen vor. Für mich war es ein Erlebnis, weil ich von so vielen freundlich angesprochen wurde, nach meinen Interessen und Hobbys gefragt wurde und vor allem, weil alle Gespräche auf Englisch waren. Nach diesem Abend und einem persönlichem Gespräch mit Frau Nottebohm stand mein Wunsch fest; und meine Eltern waren auch nicht ganz abgeneigt. Danach half mir Frau Nottebohm, die genau richtige Schule für mich zu finden. Weil ich mit meiner Sportart Skifahren nicht ein Jahr aussetzen wollte, wurde dann aus der kalifornischen Küstenschule doch nichts, sondern Mercersburg, auf die ich mich aber trotzdem mindestens genauso freue!!!
Für die Bewerbung an der Schule, musste ich nicht nur eine sehr umfangreiche Application schreiben, sondern hatte auch ein Telefoninterview mit einer Lehrerin meiner Schule. Davor hatte ich etwas Respekt, es war aber dann ein nettes und offenes Gespräch mit Mrs Bradley, die keine „gemeinen“ Fragen stellte, sondern eher meine Fragen beantwortete. Ich war aber trotzdem froh, dass ich mich etwas vorbereitet hatte, mir ein paar Dinge, die ich sagen wollte, schon überlegt hatte. Als ich die Zusage von Mercersburg hatte, schwebte ich einen Tag lang vor Freude durch die Gegend.
An einem langen Wochenende fuhr ich ohne große Erwartungen nach Heidelberg. Ich kam etwas später an als die Anderen, trotzdem fand ich schnell Anschluss an die Gruppe. Sie bestand aus 22 Jugendlichen, die alle im nächsten Schuljahr mindestens ein Jahr in Kanada oder den USA verbringen werden. Wir konnten alle unsere Fragen loswerden und bekamen noch weitere Informationen über das Leben dort, Besonderheiten einer boarding school und unsere Fächerwahl.
Ein paar Wochen später war schon mein Termin bei der amerikanischen Botschaft in Frankfurt. Wir kamen dort an einem ganz normalen Dienstag früh morgens an und waren geschockt von den Menschenmassen. Mein erster Eindruck war, dass die Botschaft aussieht wie ein Hochsicherheitstrakt und die Leute wirklich unfreundlich sind. Nachdem wir aber zwei Stunden davor gewartet hatten und dann endlich kontrolliert und drinnen angekommen waren, sah dann alles anders aus. Wir mussten nicht mehr lange warten und der Mann, der mit mir das kurze Interview geführt hat, war sehr freundlich. Als ich nicht verstanden habe, was er meinte, hat er es mir erklärt. Natürlich alles auf Englisch, aber langsam und so, dass ich es dann verstehen konnte. Er hat auch nicht viel gefragt, er wollte nicht jedes Detail wissen und auch nicht alle Unterlagen sehen, aber ich war doch erleichtert, dass ich alles dabei hatte. Ich bin froh, dass ich das Visum jetzt habe und hoffe, dass ich ohne Probleme einreisen kann.
Im Moment laufen die allerletzten Vorbereitungen. Ich habe Kontakt zu meiner Ansprechperson an der Schule dort und zu ssb, die ich zum Glück alles fragen kann. Meine Fächer habe ich schon gewählt; und so bleibt mir jetzt nur noch das Packen, was nicht einfach wird... Nächsten Montag geht schon mein Flieger und ich werde dann berichten, wie die Schule und meine ersten Eindrücke so sind.
So, jetzt bin ich also hier angekommen in Mercersburg. Pennsylvania. Als ich mit meinen Eltern hier ankam, war der erste Eindruck erstmal ganz viel Natur und kaum ein Haus zu sehen. Der Campus von der Schule ist gigantisch! Super grün und weitläufig alles und die Gebäude sind riesig und echt schön. Es ist auch alles viel sauberer. Man sieht auf den Wegen nicht ein einziges Blatt liegen und die Wiesen sind frisch gemäht. Ich glaube, ich hab mich sofort wohl gefühlt. Dann war registration angesagt. Wir wurden sofort nett angesprochen, mir wurden Lampen, Teppiche, und andere Sachen für mein Zimmer angeboten. Mein Roommate war noch nicht da, und ich konnte erstmal mein Zimmer in Ruhe beziehen. Aber viel Zeit war nicht, denn dann war inbound. Leute kennenlernen. Das waren superlustige Tage! Danach kamen dann auch die ganzen anderen, nicht neuen Schüler und wir hatten eine Woche Zeit um weiter Kontakte zu knüpfen und Sport zu machen. Ich hatte eine klasse Woche und überhaupt keine Zeit um auch nur an zu Hause zu denken...
Dann fing die Schule an und ich war natürlich unglaublich aufgeregt! Die erste Woche Schule hat mich ziemlich umgehauen! Der Unterricht war spannend und interessant, die Lehrer waren freundlicher als ich das gewohnt war und die Klassen so klein, dass wir nicht wie zu Hause an Tischen, die alle zur Tafel hin stehen, sondern an einem großen, runden Tisch alle zusammen sitzen konnten. Was es hier an Elektronik gibt, ist eigentlich auch unfassbar, man hat einfach jede Möglichkeit. Aber was mich ein bisschen aus der Bahn geworfen hat, waren die Hausaufgaben... es sind wirklich viele. Also unter der Woche wird erwartet, dass man sich anstrengt und lernt, aber die Wochenenden sind gigantisch! Es gibt trips für die man sich anmelden kann, wie shopping trips oder trips in die Städte hier um Mercersburg und man kann mit Freunden superviel Spaß haben. Es gefällt mir wirklich gut hier.
Jetzt, wo das Jahr schon ein bisschen fortgeschritten ist, und ich auch schon an Weihnachten zu Hause war, hab ich mich voll und ganz eingelebt. Schule und Unterricht sind nicht mehr so stressig für mich wie am Anfang, sodass ich meine Zeit genießen kann. In diesem term mache ich Skifahren als Sportart. Meine Coaches sind nett, aber wir haben kein richtiges Training, deswegen habe ich mich noch bei einem anderen Skiteam angemeldet. Wir haben grade vor kurzem wieder Zeugnisse bekommen. 6 Zeugnisse kriegen wir in einem Jahr! Die Weihnachtsferien zu Hause waren sehr schön. Ich hatte schon vor den Ferien einige Probleme mit meinem roommate und hatte da ein bisschen Stress, bis ich wechseln durfte, deswegen waren die Ferien eine Art Auszeit für mich.