Paulines Aufenthalt an der Lawrence Academy (2010/11)

Groton, Massachusetts, USA

Porträt

Hi there,

ich bin Pauline, komme aus Bergisch Gladbach in der Nähe von Köln und habe mich letztes Jahr entschieden, mein 11. Schuljahr an der Lawrence Academy in Groton zu verbringen.

Vor dem Abflug und Ankunft

An meine Zeit vor meinem Aufenthalt erinnere ich mich noch gut, natürlich war ich super aufgeregt und konnte gefühlte zwei Wochen vor Abflug kaum noch schlafen. Am 7. September letzten Jahres ging es dann endlich los für mich, bepackt mit 2 Koffern, die schon deutlich die 23 kg Grenze überschritten, brachte mich meine Familie zum Flughafen. Nach einem langen schlaflosen Flug war ich doch überhaupt nicht müde, als ich am Bostoner Flughafen von einem viel zu großen weißen Lawrence Academy Bus abgeholt wurde, in den aber immerhin meine zahlreichen Gepäckstücke passten. Angekommen an der Schule habe ich mich natürlich super gefreut endlich da zu sein, und habe ein schönes und gepflegtes Schulgelände vorgefunden. Der Campus ist einfach super schön und man findet sich schnell überall zurecht. Natürlich wurde mir als erstes mein Dorm gezeigt, ich hatte den kleinsten Dorm mit Wohnraum für 8 Mädchen erwischt. Mein Zimmer war, wie man ehrlich sagen muss, kein Schmuckstück und um mich darin richtig wohlzufühlen, hatte ich zum Glück viele Fotos von zu Hause mitgebracht und mir zusammen mit meinem Roommate viel Dekoration gekauft. Mein Roommate sollte ich erst 2 Tage nach meiner Ankunft kennen lernen: Ich kam nachmittags in mein Zimmer und sah gefühlte 20 Kisten und 3 riesige Koffer in mein sowieso schon kleines Zimmer gequetscht, dazu noch ein pink bezogenes Bett, auf dem an ihrem Laptop mitten im Chaos „Hailey“ saß, während ihre Mutter ganz wild mit auspacken und einräumen beschäftigt war. Hailey kommt aus Korea und wurde mit der Zeit zu meiner besten Freundin. Am Anfang hatten wir ein paar Schwierigkeiten, aber irgendwie haben wir die Kurve bekommen und sind unzertrennlich geworden.
Campus

Freunde, Schule und der Alltag

Am ersten Wochenende war gleich ein „Orientation weekend“ an dem ich schon viele neue Kontakte knüpfen und Freunde finden konnte, überhaupt glaube ich, dass es sehr viel einfacher als in Deutschland ist mit den Menschen erstmal in Kontakt zu treten, da alle viel aufgeschlossener sind. Damit sich aus solchen flüchtigen Bekanntschaften auch so etwas wie eine Freundschaft entwickeln kann, muss man sich natürlich auch ordentlich anstrengen, wie ich nachher feststellen sollte, aber der erste Kontakt zu Amerikanern und anderen internationalen Schülern war bereits am ersten Wochenende gemacht. Da ich mir bevor ich geflogen bin, auch viele Gedanken darüber gemacht habe, ob ich schnell Freunde finden werde usw., kann ich denen, die so ein Jahr noch vor sich haben, nur empfehlen sich darüber keinen zu großen Kopf zu machen, denn das kommt alles von ganz allein. Besonders wenn man einen Sport hat, den man mit einer Mannschaft teilt, ist es sehr einfache neue Freunde zu finden und überhaupt wird gerade in den ersten Wochen so viel von der Schule angeboten, wie alle möglichen Trips zu Malls, in Freizeitparks, nach Boston usw., dass sich garantiert etwas findet.
Meine ersten Schulwochen waren da schon etwas herausfordernder, wobei ich mich nicht an extreme Sprachschwierigkeiten erinnern kann, zumindest das Verstehen fiel mir recht einfach. Das größere Problem war, dass es mich noch sehr lange Zeit kostete, Texte zu verfassen, denn ich hatte auch den Ehrgeiz gute Arbeit zu leisten und ich wusste, dass wenn ich mich nicht anstrenge, besonders in Englisch meine Arbeit grammatikalisch zu denen der Amerikaner/innen deutlich abfallen würde. So kam es, dass ich abends oft ewig lange gelernt habe und morgens kaum aus dem Bett kam. Doch das war auch in Ordnung so, denn ich bemerkte immer mehr und mehr, dass die Arbeitsmoral eine komplett andere war und sich wirklich fast alle Schüler immer perfekt auf die kommende Unterrichtsstunde vorbereiteten. So hat mich die positive Einstellung zum Lernen angesteckt. Mit der Zeit fand ich immer mehr Spaß daran, so komisch das auch in den Ohren mancher klingen mag, aber es war wirklich so. Schule war längst nicht mehr lästig, sondern zum einen super angenehm, weil meine Lehrer echt klasse waren und mir den Stoff so vermitteln konnte, dass mein Interesse geweckt wurde. Zum anderen, weil die anderen Schüler alle so motiviert waren, oft habe ich mich abends mit Freunden während der „Study-hall“ in der Bibliothek getroffen um zusammen zu lernen und sich gegenseitig weiterzuhelfen. Aber auch wenn mir ein Mitschüler mal nicht weiterhelfen konnte, gab es ja noch die Fachlehrer, die immer für einen da sind. Extra-help ist immer superschnell vereinbart, man trifft sich in den Büros der Lehrer, oft noch mit fünf anderen Schülern. Alle sitzen um einen Tisch herum und während der Lehrer mit Fragen durchlöchert wird, werden von den Schülern noch fleißig „Munchkins“ von Dunkin Donuts vernascht, die immer in einer großen Box verführerisch auf den Tisch extra für die Schüler gestellt wurden. Zwischen Lehrern und Schülern herrscht eine ganz andere Stimmung, alles war immer viel lockerer und entspannter als in Deutschland, man konnte immer mit seinen Lehrern rumalberm und auch ganz selbstverständlich über private Dinge reden.
Zum Schluss möchte ich noch gerne beschreiben, wie der Alltag und auch die Wochenenden aussahen. Und zwar fing der Tag natürlich mit dem Frühstück und danach entweder mit „Advisory“ oder der „All school assembly“ an (die immer super witzig und auch von Schülern organisiert war), dann hatten wir Unterricht, eine Lunchpause, wieder Unterricht und dann erstmal frei. Aber nicht lange, denn oft zehn Minuten nach Schulschluss fängt schon der Sport an. Nach dem hat man etwas Freizeit und kann Abendessen gehen und mit Freunden quatschen, bis es dann von 8 bis 10 mit der Studyhall losgeht. Ein recht straffes Programm, aber mir hat der Mix aus Lernen und Sport sehr gut gefallen und auch sehr gut getan. An den Wochenenden mussten wir immer um 11 Uhr im Dorm sein, davor gab es oft Trips zur Mall oder zum Kino beispielsweise. Samstags hatte ich oft Spiele (die unterschiedlichen Schulmannschaften treten alle gegeneinander an), oft bin ich aber auch einfach mit Freunden zusammen nach Boston gefahren und abends haben wir uns dann alle wieder in der „Student-Lounge“ getroffen. Das ist das einzige, an dem es meiner Meinung nach ein bisschen was zu nörgeln gibt, denn mit der Zeit haben sich die Aktivitäten an den Wochenenden oft wiederholt und so gesehen war an den Wochenenden meistens nicht allzu viel los. Aber dafür hatten wir unter der Woche ja genug Action. Zu Ende des Jahres bin ich über das Wochenende auch oft zu Freundinnen gegangen und habe mich dort amüsiert.

Zurück in Deutschland

So schnell flog das Jahr vorbei und auch obwohl ich jetzt bereits wieder in Deutschland bin, trage ich doch einen Teil Amerika immer noch bei mir. All die Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann mir keiner mehr nehmen, all die Freundschaften die ich geschlossen habe, werden hoffentlich noch lange halten und rückblickend kann ich sagen, war es die beste Entscheidung mein Jahr an Lawrence Academy zu verbringen. Ich glaube, dass mich das Jahr persönlich sehr viel weitergebracht hat, was auch wieder frustrierend sein kann, denn als ich zurück nach Deutschland kam, musste ich feststellen, das hier noch alles das gleiche ist. Die anderen Schüler haben nur begrenztes Interesse an dem was ich erlebt habe, und ich habe für mich festgestellt, dass es besser ist nicht zu viel davon zu reden oder zu „prahlen“, denn das wird oft falsch aufgenommen. Ja, es ist gar nicht so einfach zurückzukommen und sich neu zu orientieren, aber das wird wohl werden, denn in den USA in einem völlig fremden Umfeld habe ich es ja schließlich auch geschafft.